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"… Michael Eberle studiert die Schaltpläne des Lebens wie ein Ingenieur die Metaphysik - nur um festzustellen, dass die ganze undurchsichtige Kybernetik des Schicksals Chaos pur ist… Eberles Auftritt ist eine bitterkomische Anstiftung zum Unglücklichsein."
(Süddeutsche Zeitung)
Im Statt-Theater geht’s dieser Tage mächtig zur Sache. Denn... Michael Eberle hat ein niegelnagelneues Solo-Programm namens „Venusfalle“...: eine geballte Ladung irgendwo zwischen Tiefenpsychologie und Hochleistungs-Spott
(Mittelbayerische Zeitung)
"... Man kann sich der Faszination von Eberles Sprache, seinem Denken nicht entziehen. Und er besitzt eine unbändige Kraft und auch Lust an der Darstellung,…"
(Schwäbische Zeitung, Rottweil)

Ein Universum an Fragen

Pfaffenhofen (PK) Ein Mann, eine Bühne und dazu ein Universum an Fragen. Und wenn dann noch einmal ebenso viele unnachahmliche Gesichtsausdrücke und Grimassen dazukommen, dann ist es ein Abend mit Michael Eberle.

 

In seinem Soloprogramm „Die Venusfalle“, das er auf der Intakt- Musikbühne im Rahmen des Kabarettherbstes in Pfaffenhofen spielte, erzählte „Stachelbär“ Michael Eberle seinem Publikum von sich, dem Eberle, aber besonders viel von uns allen, von dem, wie wir sind, wie leicht wir uns blenden lassen und unsere Gedanken für unseren freien Willen halten.

Es sind Höhepunkte in seinem aktuellen Programm, wenn Michael Eberle Mode als Gruppenzwang entlarvt und die Informationssammelwut der Internetfirmen anprangert, wenn er uns den „Zustand der totalen Verwirrung“ aufzeigt, die „Alltagskorruption“ aufdeckt, die viele schon gar nicht mehr wahrnehmen. Permanent „ganz leicht unzufrieden“ sein lassen müsse man die Menschen, so würden sie zu gefügigen Konsumenten, hat der Kabarettist herausgefunden.

Ob Verzweiflung beim Computerkauf („Manchmal höre ich die Tastatur mit sich selbst reden“), skurrile Blüten, die Religion oder Brauchtum treiben können, oder auch der Gesundheitswahn der vielen guten Freunde im mittleren Alter – die Zuhörer wissen, wovon Michael Eberle spricht. Der eine oder andere war vielleicht auch schon auf einer von diesen Feiern zum 50. Geburtstag, auf denen es „kein Bier, aber dafür 43 verschiedene Sorten Wasser“ gibt.

Nicht alles an diesem Abend ist total neu, als müsse Michael Eberle kurz zu Atem kommen für die eigentlich wichtigen Stellen in seinem Programm. Bis es soweit ist, spricht er darüber, ob Männer erkennen müssen, wenn die Freundin beim Friseur war, oder über das sich mit zunehmenden Alter nicht gerade zum Besseren wandelnde Schultertattoo.

Und wir wissen ja auch, dass es ganz andere Fragen sind, die einen Kopf wie den von Michael Eberle beschäftigen, doch auch diese Stellen funktionieren, das Publikum ist immer dabei, denn all diese Gedanken haben wir vielleicht auch schon mal gedacht – wir haben es nur nicht

gewusst, dass wir es gedacht haben. Wir hätten vielleicht auch gerne mal ein Taxi mit dem iPhone auf Spazierfahrt geschickt, um einmal frei zu haben und uns mit einer gewissen Portion Gelassenheit fragen wollen: Ist das nicht egal: Indien oder Indersdorf?

Vom verwirrten Ich, das im ersten Teil des Programms im Mittelpunkt steht, geht es nach der Pause hinaus in die Welt. Da spinnt sich eine Kette aus Ungerechtigkeiten aus dem Kauf einer Billig-Hose, da wird die Arbeitswelt in ihrer fatalen Veränderung vor den Zuhörern ausgebreitet.

Und wenn nicht permanent gelacht wird, dann nur, weil etwas erkannt und verstanden wird, das mehr verlangt, als nur darüber zu lachen. Und genau dafür braucht es einen wie Michael Eberle, der fragt und poltert, der wortspielt, flüstert und erzählt bis zum Gehtnichtmehr – und dann doch eine Zugabe aus dem Hut zaubert.

Von Sibylle Böhm